Samstag

Mit Zuversicht in die Weite - 2.Mai 2012 Café Prag

Autorenlesung und Buchvorstellung von: »Grenzenlos«. Ein literarisch engagiertes Europabrevier aus Mannheim. Mit Klaus Servene, Minnet Atil, Bettina Franke, Helga Grimme und Farhad Ahmadkhan - Café Prag, E 4, 17 Die gut besuchte Lesung im Rahmen der Mannheimer Europawoche 2012 - mit anschließender lebhafter Diskussion - wurde von KulturQuer-QuerKultur Rhein-Neckar e.V., dem Förderkreis deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg e.V. und dem Europa Direkt Informationszentrum Mannheim durchgeführt. Alle Bilder: Dieter Dumont.

"Bruchstück 2020" --- Ich möchte Ihnen – zu Beginn des heutigen Abends – gerne das Buch vorstellen, das seit Oktober des letzten Jahres als kleines Nischenprodukt doch relativ große Wirkung erzielt hat.
„Bruchstück 2020 - Über Kultur, Stadt und das Kap Europa“, betitelt Dr. Jürgen Nielsen-Sikora von der Universität Köln seinen fundiert Europa- und Kulturhauptstadt-kritischen Essay, der den Schlusspunkt in der Anthologie grenzenlos setzt. Wir hatten überlegt, den Essay ganz oder auszugsweise vorzutragen, doch empfehlen statt dessen die Lektüre, die mit den Modellen einer radikalen Verwertung auch der Kultur ins Gericht geht; mit dem Diktum der EU-Institutionen, die "Entwicklung eines hochwertigen und innovativen Kulturtourismus" sei notwendig, wobei alles zur Kultur zähle, was den Tourismus befördere, und wobei in einer möglichst komplett merchandisierten Kultur "die Wünsche der Besucher mit denen der örtlichen Bevölkerung in Einklang zu bringen seien".

„Durften aus diesem Grunde die Säcke mit den Leichen der Flüchtlinge in Absprache mit Gaddafi zurück nach Libyen geschickt werden?“ - fragt Sikora - und: „Welchen Beitrag leistet so ein Leichensack eigentlich zur Kulturgeschichte Europas? Muss man die 20 000 Flüchtlinge, die in den vergangenen Jahrzehnten an Europas Stränden und im Mittelmeer ertrunken sind, nicht den 21 toten Ravern (der Duisburger Love-Parade) beiseite stellen, um sich das wahre Ausmaß der europäischen Kultur und des nackten Lebens vorstellen zu können?“

Sikora konfrontiert die lärmende und zugleich drastisch-brisante Wirklichkeit mit den mythologischen Wurzeln, mit der Argo und den Argonauten, sieht „Europa als Kap, als geistige Geografie, „als das Kap des Anderen, vor dem es sich zu verantworten hätte.“ „Die Europäer müssen sich“, fordert er, „samt ihrer Kultur, ihrer Politik, Literatur und Kunst auf jene zubewegen, die sie nicht sind, auf das andere Kap. Das Kapital Europas gehorcht somit nicht allein dem Gesetz der Ökonomie, es ist zugleich das kulturelle Kapital, das auf dem Spiel steht. Mit dieser Art Kapital geht zugleich die Verantwortungspflicht Europas einher, die uns nicht nur zwingt, den Fremden aufzunehmen, um ihn einzugliedern, sondern auch, ihn aufzunehmen, um seine Andersheit zu erkennen und anzunehmen.“

„Wie, wenn wir wieder leiser und diskursiver Europas Kultur feierten?“ - fragt der Wissenschaftler: „2020 böte einen Anlass, einmal kritisch Europas Kulturbegriff zu hinterfragen. Mannheim wäre ein geeigneter Ort, eine Einladung an die Ausgeschlossenen auszusprechen; ein geeigneter Ort, über den Konflikt zwischen Gesetz und Freiheit nachzudenken - in der Politik, in der Literatur, auf der Bühne. Über jenen Konflikt, der Thema der Uraufführung von Schillers Die Räuber war.“

Wir haben die heutige Veranstaltung in voller Kenntnis der realen Misslichkeiten: „Mit Zuversicht in die Weite genannt“ – so nämlich hat Dr. Thomas Groß im Mannheimer Morgen die Rezension des heute zu verhandelnden Readers betitelt: „ein literarisch engagiertes Europabrevier“. Er führt aus:
„Die Verbindung von Literatur und Engagement, die der Untertitel beschwört, klingt eher ein wenig gestrig als zeitgemäß. Wenn sich indes diese (er nennt Verlag und Herausgeber) Anthologie grenzenlos als literarisch engagiertes europabrevier bezeichnet, dann hat es mit der Kombination seine Richtigkeit - und erscheint sie auf der Höhe der Zeit.
Das Problem Europas, so der Mannheimer Germanist Jochen Hörisch in einem Gespräch, das den Band eröffnet, sei es, nicht mehr auf die ureigene Fähigkeit zu vertrauen, anders werden zu können. Gerade in der aktuellen (Finanz-) Krise seien der Einzelne und die Gesellschaft wieder in fruchtbaren Bezug zu bringen. Dabei kann die Gemeinschaft stiftende Literatur helfen, und sie kann es vielleicht sogar besonders in Mannheim, das europäische Kulturhauptstadt werden möchte und sich als multinationale Metropole im Herzen Europas empfindet. Das sah offenbar auch das städtische Kulturamt so und hat die Publikation unterstützt, die sich als Fortsetzung des zum Stadtjubiläum 2007 veranstalteten Kurzgeschichtenwettbewerbs grenzen.überschreiten versteht. Versammelt sind hier Auszüge längerer Texte oder auch kürzere, abgeschlossene Prosastücke von Autoren, die aus europäischer Perspektive schreiben und zumeist einen Bezug zur Region haben. In Wachen und wach werden des Bulgaren Vladimir Zarev überschreitet ein alter Wachmann Grenzen, indem er die Romane Thomas Manns für sich entdeckt. Da geht es ihm besser als dem Flüchtling Ion aus Rumänien, der in einer Geschichte Dimitré Dinevs in einer Welt lebt, in der man seine Existenz nur durch ein Stück Papier und nicht durch eine große Liebe ausweist. Wie Wohlstandssorgen wirken dagegen die Bemühungen eines Autors in einem ironischen Text Rolf Bergmanns: Er ringt mit sich und dem Anspruch, Stadtschreiber zu werden. Eine Empfehlung Marica Bodrozics aus der Prosaminiatur Die innere Spur deines Namens könnte auch für ihn gelten: Trag dich mit offenen Worten hinaus in die Weite.
Damit ist in dem reizvoll vielfältigen Band die europäische Perspektive durch eine universale ersetzt. Ebenso gilt dies für die schöne Wendung aus Meinrad Brauns noch unveröffentlichtem Roman Der Park - das Surren des Motors nähte einen Streifen Zuversicht über meine offenen Fragen. Den Streifen wird man sich wünschen, gleich, ob sich die Frage auf die Gegenwart Europas oder die mögliche Zukunft als Kulturhauptstadt bezieht. Auch das wohl ambitionierteste Projekt, von dem man hier liest, hat damit zu tun. Der im afghanischen Herat geborene Tadschike Massum Faryar, der beim Kurzgeschichtenwettbewerb einen Preis errang, präsentiert einen Auszug aus seinem werdenden Roman Buzkashi. Das Buch will nicht weniger, als Afghanistan verständlich machen. Vom gleichnamigen Nationalsport handelt der Auszug; das ausdauernde, harte Kampfspiel, bei dem Reiter um eine tote Ziege streiten, erhält Symbolwert: Jeder kämpft gegen jeden, der Kadaver ist nur ein nichtiger Anlass. So oder so aber gilt, was Klaus Servene in seiner Abendstille schreibt: Was von uns bleibt, ist wechselhaft. Das darf man auch als Trost nehmen. Auf ihn versteht sich die Literatur ja überall und überhaupt ganz besonders.“ Soweit Dr. Groß.

Die Frage ist aber auch, inwieweit und bis zu welcher Schmerzgrenze ein Trost, und gar ein Trost per Literatur, noch überhaupt Sinn macht, angesichts des Widerspruchs zwischen Schein und Sein in den Ländern, die sich zu Europa zählen oder zählen wollen; angesichts der so genannten Ekelhäuser mitten in Deutschland, in denen zum Beispiel Romafrauen aus Plovdiv der Prostitution nachgehen müssen und des auch für sie verbrieften Rechts auf unantastbare Würde. Angesichts des Stolzes auf die abgeschaffte Todestrafe und der gleichzeitigen Verstrickungen in Waffenexporte, mafiöse Ausbeutungs- und Herrschafts-Methoden; angesichts der Festungsanlagen rund um Europa, von Bulgarien bis Ceuta und der verbrieften Freizügigkeits- und Asylrechte.

„Die Wirklichkeit in Europa ist keine Verhandlungssache“, schrieb ich in der Einleitung zum Vorgänger dieses Readers, zum Europa-Lesebuch „Grenzen.Überschreiten“, das inzwischen – bis auf wenige Restexemplare (erhältlich bei Bücher Bender) vergriffen ist – „auch wenn es manche so sehen. Sie verbirgt sich heimtückisch hinter den Fakten und bewegt sich deutlich oberhalb der Empfindungen. Sie ist eine große Idee und lauter kleine Dinge. Die Wirklichkeit in Europa ist eine Kunst! Im vorliegenden Fall ist sie Erzähl-Kunst, Literatur.“
Doch was bietet Erzählkunst gegen eine Wirtschaftswelt, deren Zweck sich in Konzentration und Rationalisierung erschöpft, mit dem Kollateralschaden großer Zahlen von Menschen, die aus dem Wertschöpfungslauf herausfallen. Wenn die materiellen Grundlagen der Kultur verfallen, verfallen dann nicht auch Bildung und Kunst? Im Würgegriff der Einsparungen erstickt? Aus Utopien werden Akten, aus Begeisterung wird bestenfalls Gleichgültigkeit. „Nur noch die Intellektuellen im Kaffeehaus diskutieren die verlorenen und heraufziehenden Visionen von Europa - das keine klaren Grenzen hat und sich als gemeinsamer Ort vieler Kulturen nur auf nachlässige Toleranz und die Verwandlung von Problemen in ungewisse Prozesse verlässt.“ (Ditha Brickwell)

Wenn ich hier und heute dennoch erneut dem Prinzip der Grenzüberschreibung, ja gewissermaßen der Verdrängung der Wirklichkeit, das Wort rede, dann in der Überzeugung, dass wir eine eigene Wahrheit finden - und gestalten müssen - und können. Eine Wahrheit, eine Literatur, die Beulen macht, um mit Sikora zu sprechen, die es so ermöglicht, Trost und Zuversicht neu zu erfinden (und zu spenden) auch und gerade im Angesicht des großen Fiaskos, als das sich Europa geriert. Woraus sonst sollte sich eine Lösung eröffnen, wenn nicht aus der Kulturvielfalt heraus, deren wesentlicher Kern nun mal die Sprache ist?
Der neuartige Reader „grenzenlos“ ein literarisch, also über die nationalen Grenzen, engagiertes „Europabrevier“, ist ein verhältnismäßig kleiner logischer Schritt, um einen lange begonnenen Diskurs fortzusetzen, der sich auch in der Lesereihe Europa-Morgen-Land, diesjährig in der 11.Staffel bereits durchgeführt, manifestiert hat. Hier lasen AutorInnen, deren erste Sprache nicht Deutsch war bzw. ist. Vor ein paar Jahren gab es – sozusagen als „Nachhaltigkeits-Höhepunkt“ das Europalesebuch „grenzen.überschreiten“ als das Fazit eines Internationalen Wettbewerbs, zum Thema Migration und Europa. Ein so genannter Migrationshintergrund war weder Bedingung noch Hinderungsgrund, Beiträge zum Thema einzusenden; und es konnten so zum Beispiel das deutschsprachige literarische Debüt von Massum Faryar „Der Rucksack“ sowie ein Vorabauszug aus Zsuzsa Bánks letztem Roman „Die hellen Tage“ erscheinen.

Das Ziel auch des neuen Readers war folgerichtig, gerade in einer für Europa höchst schwierigen Zeit, in der die Versprechungen an der Realität zerbrechen, dennoch einen Beitrag - gleichsam „von unten“ - zur europäischen Integration zu leisten. Hierbei zu versuchen, auch noch unbekannten Autorinnen und Autoren ein Podium zu bieten, sowie bekannte Stimmen zu hören. Das im Bewusstsein, dass es neben den Leuchttürmen und Massenevents aus Sport, Musik etc. gerade auch der Sprache, der Literatur braucht, das kann man nicht oft genug herausstellen; der vielen Vereinzelten, um eine Gesellschaft komplett zu machen. Schließlich leuchten hundert Laternen vielleicht nicht mehr als ein Leuchtturm – aber sie bedeuten Vielfalt, eine Attraktivität auf Augenhöhe sozusagen, im besten Fall auch Ansporn, selbst zu denken, zu handeln, statt vor der Höhe der Macht zu kapitulieren - also bedeuten sie mehr - in einer Zeit, in der es wirklich auf Sinn ankommt!
In der Erstausgabe des Breviers sind - dankenswerterweise übrigens honorarfrei - Leseproben aus noch unveröffentlichten Romanen von Vladimir Zarev (Sofia), Massum Faryar (Berlin), Meinrad Braun, (Mannheim) zu finden. Die relativ große Wirkung, von der ich eingangs sprach zeigt sich nicht zuletzt darin, dass doch einige Beteiligte aus der Nische in das Vestibül der Aufmerksamkeitsvilla namens Literatur gelangt sind. Mittlererweile war der Zarev-Übersetzer Thomas Frahm nominiert zum Preis der Leipziger Buchmesse 2012 und dadurch im Focus diverser Berichterstattungen. Der dritte Band von Zarevs Weltschev-Trologie heißt „Seelenasche“ und erscheint im kommenden Herbst bei Deuticke im Paul Zsolnay Verlag (Hanser Literaturverlage). Die Leseprobe im Brevier ist aus diesem Roman.

Das Lebenswerk von Massum Faryar - „Buzkashi“ - ist unter Vertrag und erscheint auf Deutsch voraussichtlich im Herbst 2013 bei einem großen Publikumsverlag, was besonders den Verein KulturQuer freuen dürfte, der ihm ja 2008 den (dringend gebrauchten) Sonderpreis ermöglicht hat.

Des weiteren finden sich im Europabrevier Statements, bislang unveröffentlichte Kurzgeschichten, Lyrics, literarische Porträts von - und die Zeit muss sein, alle AutorInnen wenigstens zu nennen: Marica Bodrožić, Thomas Frahm, Minnet Atil, in den letzten drei Jahren als Lehrerin in Kabul tätig, die dankenswerterweise ihren Text gleich selbst liest, Pega Mund, Ariane Böckler, Ina Weixler, Stephan Weiner, Rolf Bergmann, Hanno Millesi, Sabine Trinkaus, deren Text heute von der Schauspielerin Bettina Franke vorgetragen wird, Adolf Kutschker, Charles Bukowski, Sylvie Schenk-Gonsolin, Cherno Albany, Dimitré Dinev, Evelina Jecker-Lambreva, Werner Weimar-Mazur, Thomas Kösters, Rea Revekka Poulharidou, Maria E. Brunner, Siegfried Einstein, Klaus Servene, Doris Bewernitz, die Künstlerin und Schauspielerin Helga Grimme liest den kurzen Text gleich im Anschluss, Martina Sens, Peter-Paul Zahl, die Kurzgeschichte von PPZ wird von Farhad Ahmadkhan vorgetragen.

Dazu enthält der 212-Seiten starke Reader die bereits erwähnten Beiträge von Jochen Hörisch und Jürgen Nielsen-Sikora zur geplanten Bewerbung der Stadt Mannheim zur „Europäischen Kulturhauptstadt“. Ein ausführliches Interview von SHAN e.V., Universität Heidelberg, mit dem Filmproduzenten und Autor Uwe Kräuter, Beijing, - vom Juni 2011 - ist gleichfalls enthalten.
In 2011, auf der Suche nach einem deutschen Verlag, stellte der Autor an der Heidelberger Universität sein in chinesischer Sprache erschienens Buch vor: „In der Grenzüberschreitung – 36 Jahre in der VR China. „Eine einzigartige, zeitgeschichtliche Dokumentation bewegter politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen in diesem riesigen Land der Umwälzungen (...) ebendies aus einer persönlichen Erlebensperspektive“. (Bernhard Wondra, Kulturamt der Stadt Mannheim). Er las daraus im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten 2011 der Universität Heidelberg und wurde bei „Menschen der Woche“ von Frank Elstner vorgestellt.
Es freut mich, auch das Erscheinen seines Buches ankündigen zu können - bereits in diesem Jahr (ca. August) erhältlich: Uwe Kräuter: „So ist die Revolution, mein Freund“ – wie ich vom deutschen Maoisten zum Liebling der Chinesen wurde. Herder-Verlag. Ca. 320 Seiten.
Ich möchte schließen mit einem kurzen Beitrag von Thomas Frahm aus dem „Europabrevier“: Mannheimer Schule für Europa:

Bis 2020 ist es noch gefährlich lange hin. An allen Ecken und Enden der Europäischen Gemeinschaft brennt es. Brennen Feuer, mit großen Euro-Banknoten genährt. Da ist keine Zeit zu verlieren: Mannheim muss sofort, per Eilbeschluss, zur Europäischen Kulturhauptstadt ernannt werden, und nicht nur für ein Jahr, sondern für die Dauer der Krise. Nach Mannheim kommen müssten aber nicht so sehr Touristen und europäische Kulturbürger, sondern Euro-Kommissare und Europa-Abgeordnete, und zwar zur Schule, zur Mannheimer Schule.

Die Mannheimer Schule markiert den Anfang dessen, was als musikalische Klassik in unsere Kultur eingegangen und mit der Freuden-Ode aus Beethovens 9. Sinfonie sogar zur Europa-Hymne geworden ist. Schon vor der Mitte des 18. Jahrhunderts am Mannheimer Hof von Johann Stamitz begründet, ist sie zugleich ein Leuchtzeichen der beginnenden europäischen Aufklärung. Sie hat - zum Zeichen der Gleichheit und Gleichbehandlung aller Menschen - den einheitlichen Bogenstrich für die Geigen im Orchester eingeführt, der uns lehren kann: Einigkeit macht stark! Sie hat die barocke Terrassendynamik abgeschafft, die in ihrer Stufigkeit für die alte, absolutistisch geführte Klassengesellschaft stand, und sie durch eine stufenlose Dynamik ersetzt, die für das freie, ungehinderte Erheben und Senken der Stimme in der Gesellschaft steht.

Die Komponisten der Mannheimer Schule haben auch den Sonatensatz entwickelt, haben das zweite Thema zum gleichberechtigten Widerpart des ersten gemacht, und damit die Grundlagen für jene Streitkultur geschaffen, ohne die ein Klangkörper wie der europäische, der demokratisch sein will, nicht auskommt. Ach ja, und das Horn haben sie ins Orchester eingeführt. Wir könnten es heute als Nebelhorn verwenden, damit Europa nicht aufläuft auf die Sandbänke seiner eigenen Kurzsichtigkeit.

© 2.Mai 2012 Klaus Servene

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